Schildkröte

Er nahm die Rosenschere aus der Seitenschlaufe seines Gartenoveralls und schnitt die Nacktschnecken damit in der Mitte durch. Er warf die Hälften unter die Hecke zu den Ameisen. Sein Garten war von der Sorte „in Schuss“, halb Nutz- halb Blumengarten. Ein Teil vom Rasen wurde nicht gemäht. Hoch stand das Gras zwischen Wildblumen und Kräutern. Lachend hielt er mir im Sommer eine Schale mit taufrischen Erdbeeren hin. Unter dem Lichtschalter im Flur seines Hauses lugten lange schwarze Beine hervor und tasteten, als wären sie ins All gerichtete Antennen, in der Luft herum ohne irgendeinen Widerstand zu finden. Daraufhin schraubte er den Lichtschalter ab und schenkte einer gewaltigen Hausspinne, von der niemand wissen konnte, wie sie überhaupt so groß hatte werden können, die Freiheit. Jeder seiner drei Töchter hat er zur Geburt eine griechische Landschildkröte gekauft. Eine verschwand. Eine starb. Eine lebt heute, 45 Jahre später, in unserem Garten.